RÄUMLICHKEITEN
GROSSER SALON:
Das ehemalige Speisezimmer Otto Wagners war
um die Jahrhundertwende gesellschaftlicher
Mittelpunkt eines glanzvollen Haushalts. Als
Inbegriff des sozialen Einflusses Wagners auf
das Kulturleben der Haupt- und Residenzstadt
Wien diente gerade – und vor allem – dieser
Raum als Bühne für große Soiréen mit
bedeutenden Namen des Fin de Siècle. So
speisten hier unter anderem Gustav Mahler,
Gustav Klimt, aber auch Berta Zuckerkandl
und Arthur Schnitzler. Nach der Umgestaltung durch Ernst Fuchs Anfang der 70er
Jahre behielt der Salon seine Bedeutung als wichtigster Repräsentationsraum des
Hauses bei und beinhaltet heute die Hauptwerke aus der
„Feuerfuchs“-Phase, wie sie in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts vor Ort entstanden sind.
ADOLF BÖHM SAAL:
Als einziger Raum des Erdgeschoßes wurde
der Westflügel in seiner ursprünglichen Form
belassen und erstrahlt auch heute noch in
jenem exquisiten Jugendstil-Dekor, wie es um
1900 von Otto Wagner entworfen worden war.
Ins Auge stechend sind, neben den Stuckaturen
von Joseph Olbrich, vor allem auch die Fenster
von Adolf Böhm. Als Höhepunkte des Schaffens
Böhms wurden sie zuerst in der Secession ausgestellt, ehe sie in der Wagner Villa
ihre eigentliche Bestimmung fanden. Lichtdurchflutet und mit einem einmaligen
Blick in den Garten, diente der Westflügel als Atelier Otto Wagners, der hier einige
seiner Hauptwerke entwarf, wie etwa die Kirche am Steinhof. Ein Raum, der nicht
nur für die Liebhaber zeitlosen Jugendstils von großer Bedeutung ist, sondern auch
für die Architekturgeschichte der Stadt Wien selbst.
ESSZIMMER:
Das Esszimmer war ursprünglich das Badezimmer
Wagners, was noch an den geätzten Fenstern zu
erkennen ist. Die Möbel, nach einem italienischen Design
gestaltet, sind Unikate und handbemalt. Auf dem Tisch
stehen zwei Porzellan-Greife, die als Kerzenständer
dienen und von der Firma Rosenthal ausgeführt wurden.
Die Bilder sind in der so genannten manieristischen
Periode von Ernst Fuchs entstanden.
KLEINER SALON:
Der „Kleine Salon“ wurde von Wagner
zunächst als Schlafzimmer genutzt. Die
Bilder stammen aus den 60er Jahren, also
aus der Zeit, in der das wichtige Buch
„Architectura Caelestis“ entstand. Unzählige
Details finden sich in diesen Werken, und
der Betrachter sollte sich die Zeit nehmen,
in diese Bilderwelt einzutauchen.
MUSIKZIMMER:
Die heutige Bezeichnung als „Musikzimmer“ mag
tatsächlich etwas irreführend sein, diente der Raum doch
nicht allein der musikalischen Unterhaltung, sondern war
als Teesalon wichtigster Rückzugsort der Damen nach
einem Abendessen. Die Wände dieses intim gehaltenen
Salons schmückten großformatige Landschaftsgemälde,
die allesamt Adolf Böhm zugeschrieben werden. In
Anlehnung an einen englischen „Drawing-Room“ und ausgestattet mit einem Klavier,
Möbelentwürfen nach Otto Wagner und dem aus rotem Marmor gestalteten Kamin,
war dies ein Ort der Konversation und der Zerstreuung, sowohl vor,
als auch nach dem Essen.
BLAUER SALON:
Ursprünglich ein Billardzimmer mit einem
vorgesetzten Wintergarten, erhielt der
„Blaue Salon“ seine heutige Bezeichnung
erst nach der Umgestaltung durch Ernst
Fuchs. Im Zentrum stehend, dominiert
die „Ankleidung der Esther“ das Interieur.
Dargestellt ist Esther, durch ihre
Geschichte Beschützerin der Juden und
in der Symbolik von Fuchs die Urmutter
schlechthin. Ihre üppige Gestalt findet
sich an vielen Stellen in der Villa, wie etwa die „Große Esther“-Skulptur auf der
Terrasse, oder die Esther-Tapete im Eingangsbereich.
RÖMISCHES BAD:
Wo sich einst die Schlafzimmer der Otto
Wagner Villa befanden, erstreckt sich heute
das von Ernst Fuchs gestaltete „Römische
Bad“. Angelehnt an und inspiriert von antiker
Villenarchitektur, wie sie die Ausgrabungen in
Pompeji und Herculaneum zutage förderten,
schuf der Künstler eine exotische Raumfolge mit
Wandgemälden, Marmorbecken und dorischen
Säulenelementen. Besonders auffallend ist hierbei das Mosaik im Alkoven über der
Badewanne, welches dem Einfluss Koloman Mosers zugeschrieben wird. Im starken
Kontrast zur opulenten Innenarchitektur stehen die frühen Zeichnungen, die Ernst
Fuchs in seiner Jugend schuf, unmittelbar unter dem Eindruck des 2. Weltkrieges.
Es sind drastische Darstellungen von Tod und Verderben, von zerstörten Städten
und dem Verfall einer Gesellschaftsordnung, wie sie sich eigentlich nur mit dem
Untergang Pompejis vergleichen lassen.