OTTO WAGNER - BIOGRAPHIE

Otto Wagner wurde 1841 in Penzing, das damals noch eine Vorstadt von Wien war, geboren. Seine Ausbildung absolvierte der werdende Architekt in Berlin, wo das Studium stark vom Klassizismus nach Karl Friedrich Schinkel geprägt war. Diese klassizistische Prägung begleitete Wagner sein Leben lang und vor allem auch sein architektonisches Frühwerk.

In Wien konnte Otto Wagner zu Beginn seiner Karriere nur schwer Fuß fassen: Der Architekt kritisierte offen die ab den 1880ern erbauten Ringstraßenbauten, die er als Stilgemisch ansah. Weiters attestierte er der damaligen Architektur ein Versäumnis, Probleme anzugehen, die das gesamte Stadtgebiet betrafen. Wagner trat also für eine radikale Modernisierung der Architektur ein. Die Prämisse seines sogenannten „Nutzstils“ lautete, dass sich die Architektur der Zeit vor allem nach dem modernen Leben richten sollte und nicht umgekehrt. „Artis sola domina necessitas“, oder: „Notwendigkeit ist die einzige Meisterin der Kunst“. Von den Hütern der Tradition angefeindet, blieben demnach viele von Wagners Projekten unausgeführt, so etwa sein Entwurf für ein Stadtmuseum am Karlsplatz. Auch aus dem Kaiserhaus erhielt Otto Wagner zuerst keine Aufträge.

Mit der Zeit wuchs jedoch die allgemeine Skepsis am Historismus und es wurden nach und nach große städtebauliche Projekte wie etwa die Wiener Stadtbahn umgesetzt. 1894 wurde Wagner Professor an der Akademie der Bildenden Künste, fünf Jahre später trat der Architekt der Sezession bei, wobei er hier immer einen etwas anderen Weg als seine Kollegen einschlug: Denn nach wie vor waren Rationalität, Zweckmäßigkeit sowie der Einsatz moderner Materialien und Baustoffe die primären Motivatoren in Wagners Architektur.

Über die Landesgrenzen Österreichs hinweg hatte Otto Wagner schon viel früher als in seinem Heimatland Anerkennung erhalten. 1908 wurde er erstmals zum Präsidenten des Internationalen Architekturkongresses gewählt. 1895 war mittlerweile auch Wagners Buch „Moderne Architektur“ erschienen. Durch dasselbe fing sich der Architekt nun endgültig den Ruf als Modernist ein. Er verkündete darin seine Gleichgültigkeit gegenüber allem Unpraktischem.

Zwischen 1904 und 1907 wurde die Leopoldskirche auf der Baumgartner Höhe (sog. „Kirche am Steinhof“) nach Plänen Otto Wagners erbaut. Die Neue Postsparkasse in der Wiener Innenstadt, die strengen und modernen architektonischen Prinzipien folgt, entstand in zwei Phasen: Zuerst zwischen 1904 und 1906, in der zweiten Phase zwischen 1910 und 1912. Bei diesem Bauwerk war es Wagner besonders wichtig, dem Prinzip der Übereinstimmung von Bau und Möblierung zu folgen.

Bis heute gilt Otto Wagner als einer der bedeutendsten österreichischen Architekten der Jahrhundertwende, der mit seinen revolutionären Ideen und modernen Gebäudekonzepten das Wiener Stadtbild maßgeblich geprägt hat.